Dienstag, 8. Dezember 2009

John Demjanjuk - Protest in der Ukraine

Steine fliegen auf deutsche Botschaft

Es ist der wohl größte Prozess gegen einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher in Deutschland, nach den Nürnberger Prozessen. Der Ausgang ist jedoch ungewiss. Denn John Demjanjuk ist derzeit Verhandlungsunfähig. Er soll so schwer erkrankt sein, das der Prozess vor dem Landgericht München vorerst unterbrochen wurde.

Wärenddessen gab es in der Ukraine heftigen Protest. Wie die Nachrichtenagentur Polskaweb berichtete, habe „eine Gruppe ukrainisch- nationalistischer Aktivisten die deutsche Botschaft in der Ukraine mit Steinen angegriffen und alle Ein- und Ausgänge der Residenz blockiert. Einige der Teilnehmer hielten Ketten in den Händen und forderten lautstark die Freilassung des in München derzeit vor Gericht stehenden und als“ bereits Vorverurteilten „angeblichen KZ- Wächters Ivan Demjanjuk, der angeklagt wurde beim Mord an 27 000 Juden im Konzentrationslager Sobibor“ (Polen) „Beihilfe geleistet zu haben“.

Weiter wollte Polskaweb festgestellt haben, das „neben Demjanjuks sofortiger Entlassung aus dem Gefängnis“ die Demonstranten forderten: „die Klagen gegen ihn allesamt fallen zu lassen. Sie verteilten Flugblätter, worin sie darauf hinwiesen, dass ein deutsches Gericht kein Recht habe über Demjanjuk zu richten, da er kein Bürger der Bundesrepublik war und sei. Die Aktivisten gehören zur “Organisation der autonomen ukrainischen Opposition”. Der Prozess in München gegen John Demjanjuk erzeugt große Emotionen in der Ukraine“.

Vor zwei Monaten wurde in diesem Fall sogar offiziell eine Erklärung des Rates der Oblast Lemberg abgegeben, wonach dieser Prozess in Deutschland “eine internationale Verschwörung und Verunglimpfung der Ukraine in den Augen der Welt werden soll.” Diese Meinung dürfte auch die ukrainische Miliz teilen, denn die Steinwerfer erhielten nach der Attacke freien Abzug.

Unterdessen wartet John Demjanjuk im Untersuchungsgefängis darauf, ob ihm eine Absolution erteilt werde, oder der gesamte Prozess vielleicht ähnlich wie in Israel mit einem Freispruch enden könnte. Bisher konnte man von dem Angriff auf die deutsche Botschaft jedoch keinerlei Informationen aus der deutschen Presse entnehmen.

www.freiepresse.net

Keine Kommentare: